VICESSE gratuliert Dr. Scheriau

 

VICESSE freut sich sehr, die erfolgreiche Promotion von Michaela Scheriau bekannt zu geben. Am 19. Dezember 2023 hat sie ihre Dissertation „Modes of Justification in bioethical opinion papers: How scientific societies try to govern the moral fabric of human reproduction” an der Universität Wien erfolgreich verteidigt.

In ihrer Dissertation gelang Dr. Scheriau die Rekonstruktion unterschiedlicher Rechtfertigungsmodi von Ethik-Komitees, mit welchen versucht wird zu definieren was als ethisch (un-)vertretbare medizinische und/oder Forschungspraxis im Feld der menschlichen Reproduktionsmedizin gelten soll. Ihre Untersuchung führte zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass die Funktion solcher Ethik-Komitees Großteils in der Bereitstellung eines „technical frameworks“ für bioethische Entscheidungsprozesse liegt, wobei genuine Fragen der Ethik vorrangig auf Fragen der Machbarkeit (feasability) und Schadensbegrenzung (harm-avoidance) reduziert werden. Ethische Probleme werden durch solche Rechtfertigungsmodi zu Problemen zweiter Ordnung, da ethische Fragen effektiv in Wissensfragen modifiziert werden. Diesem Prozess unterliegt die Überzeugung, dass „belastbare Evidenzen“ – insbesondere „nummerische“ Daten – automatisch bessere biomedizinische Entscheidungen zur Konsequenz haben. Dr. Scheriaus Untersuchung enthüllt einen Widerspruch zwischen der ausgesprochenen Funktion biomedizinischer Ethik-Komitees und den Ergebnissen praktischer Dynamiken der Entscheidungsfindung, die Sie durch die rekonstruierten Rechtfertigungsmodi offenlegt.  

Mit ihrer Arbeit hat Dr. Scheriau einen wichtigen Beitrag zur Wissenschafts- und Technikforschung vorgelegt. Sie liefert neue Erkenntnisse, die für das Verstehen des Funktionierens und der Arbeitsweise von Ethikkommissionen relevant sind.

Im Namen des gesamten Teams gratulieren wir Dr. Michaela Scheriau.

 
Paul Luca HerbingerComment